Christophe Colomb

Topline-Bild Christophe Colomb NEU

CHRISTOPHE COLOMB (Darius Milhaud)

Theater Lübeck

Regie | Choreographie | Video

Premiere: 12. Oktober 2019

Musikalische Leitung: Andreas Wolf (Premiere) | Takahiro Nagasaki

Chor: Jan-Michael Krüger

Bühne: Erika Hoppe

Kostüme: Sebastian Helminger

Licht: Falk Hampel

Video: Martin Lechner

Choreographie: Jessica Nupen

Wissenschaftliche Beratung: Dr. Dagmar Täube | Dr. Antje-Britt Mählmann |Dr. Lars Frühsorge

Dramaturgie: Carsten Jenß

 

Christoph Kolumbus I: Johan Hyùnbong Choi

Isabella, Königin von Spanien: Evmorfia Metaxaki

Erzähler: Merten Schroedter

Eine andere Erzählerstimme (Aztekisch): Lars Frühsorge

Teufel: Daniel Jenz

Erster, Zweiter und Dritter Gehilfe des Teufels:  Hojong Song | Beomseok Choi | Juhwan Cho

Christoph Kolumbus II | Der Abgesandte der Matrosen | Ein Offizier: Gerard Quinn

Ixlilpetzloc | Der Bote (Engel): Zachary Wilson (Premiere) | Laurence Kalaidjian

Huichtlipochtli | Ferdinand, König von Spanien: Mario Klein

Tlaloc: Daniel Schliewa

Quezalcoatl | Der Kommandant: Tim Stolte

Wirt | Ein Gelehrter: Minhong An

Die Frau des Christoph Kolumbus: Angela Shin

Die Mutter des Christoph Kolumbus | Alt-Solo: Milena Juhl

Die Herzogin von Medina Sidonia | Sopran-Solo: Claire Austin

Eine Stimme vom Ausguck: Tomasz Mysliwiec

Neid | Dummheit | Eitelkeit | Geiz (TänzerInnen): Ann-Leonie Niß | Clàudia Ferrando | Marcelo Dono | León Gold

Chor und Extrachor des Theater Lübeck

Statisterie

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

 

 

 

„Transition | Tage“ des Theater Lübeck. Kolonialismus begreifen. Kolonialismus überwinden?

03 | 04 – 09 | 04 2020

Weitere Informationen

PRESSE:  

»Zu komplex, zu diffizil, zu provokant? Wie man eine harte Opern-Nuss knackt, ist jetzt am Theater Lübeck zu besichtigen. […] Die Musik des französischen Komponisten Darius Milhaud ist anspruchsvoll, das Libretto von Paul Claudel herausfordernd, der personelle Aufwand enorm. Momm hat ein Projekt daraus gemacht und Experten der Lübecker Museen, insbesondere Lars Frühsorge, den Leiter der Völkerkundesammlung, mit ins Boot geholt und ein Gesamtkunstwerk geschaffen, dessen Premiere vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. […] Momms Inszenierung startet mit einem filmischen Ausrufezeichen: Ein Schwarz-Weiß-Film führt aus dem Theater durch Lübeck in die Völkerkundesammlung mit Schätzen powered by Columbus; die Geschichte ist gegenwärtig. Dann wird das erste von 26 Kapiteln aufgeschlagen und der Zuschauer in opulente, gelegentlich überbordende Bilder- und Tonfluten getaucht. In der Mitte der Drehbühne (Erika Hoppe) erhebt sich ein weißer Kubus, der je nach Ausrichtung Spanien, Ozean und Neue Welt ist. Hier wird faktisch und fiktional die Geschichte des weißen Entdeckers, seiner königlichen Mäzenin Isabella und den Menschen der Neuen Welt erzählt. „Ma c’ubah than“ ist die Welt der Azteken am Ende dutzendfach beschrieben – „Wir verstehen eure Worte nicht“.« (KIELER NACHRICHTEN).

»Schon bald nach der Berliner Uraufführung 1930 ist Darius Milhauds „Christophe Colomb“ zu einem Opern-Fremdling geworden. Es war ein kühnes Unterfangen für das Theater von Lübeck, sich in den barocken Irrgarten dieses Werks zu wagen, in dem sich „Mysterienspiel und Revue, Oper und multimediales Gesamtkunstwerk, Historienspektakel und Ideenlehre, Psychogramm und Action-Thriller, Filmkunst und Bühnenkunst, Parodie und Experiment“ (Michael Stegemann) verschränken. Dem Regisseur Milo Pablo Momm ist es gelungen, die mannigfaltigen Elemente voller Phantasie zu einer heterogenen Einheit zu fügen. […] Für seine Inszenierung hat der Regisseur Momm, in Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Andreas Wolf, das Gestrüpp der Episoden gelichtet. Er hat gestrafft und fügte aus sechs Figuren den Teufel, den Gegenspieler des Titelhelden. Das ist überzeugend gelungen. […] Dirigent und Regisseur entschieden sich für Milhauds erste Fassung von 1930, die damit endet, dass der heilige Jakob vor dem Schattenbild des amerikanischen Kontinents  die spanische Königin ins Paradies führt. Selber zur Marien-Figur stilisiert, fleht sie die Heilige Jungfrau um Erbarmen für den Eroberer an, der in Momms Inszenierung als Heiland am Kreuz hängt, darunter ein vom Pfeil durchbohrter Sebastian. Dieser Sakralkitsch wirkt zugleich auch wie ein skeptischer Kommentar über einen Kolumbus, wie Claudel ihn verstand: als „Menschheitserlöser“.« (FAZ)

»Großtat des Theater Lübeck! […] Durch die Herkunft des Nachnamens vom lateinischen Wort „columba“ (Taube), so die Mär, wird die Rolle des kolonialen Abenteurers als die eines Friedensstifters ausgewiesen, als Christus-Träger (Christophorus) wird er zum Heilsbringer für die Ureinwohner (durch den Librettisten Paul Claudel) verklärt. Diese Sakralisierung wird konterkariert durch Bilder und Szenen über die Schuld, die der Eroberer, etwa als Sklavenhändler, auf sich geladen hat. Die Inszenierung Milo Pablo Momms und das Bühnenbild Erika Hoppes spielen darauf an, indem sie, behutsam und ohne demonstrativen Zorn, Zeugnisse der durch den Kolonialismus zerstörten Kulturen zeigen.« (OPERNWELT).

»Der Regisseur Milo Pablo Momm schaffte es, die enorme Materialfülle des Stoffs unter Kontrolle zu halten, unterstützt von eindrucksvoller Bühne (Erika Hoppe) und Kostümierung (Sebastian Helminger). Andreas Wolf leitete das groß besetzte Opernorchester engagiert und mit Verve. Bewundernswert die Leistung von Johan Hyunbong Choi, der sich mit klangschönem Bariton […] durchsetzen konnte. Evmorfia Metaxaki (Isabelle) tat es ihm in ihren kurzen Einsätzen mit metallisch kraftvoller Sopranstimme auf Augenhöhe nach. Die Oper ist musikalisch interessant, teilweise rhythmisch sogar mitreißend. Das Publikum applaudierte begeistert […].« (DAS OPERNGLAS).

»Diskussionen und Verhandlungen um geraubte Kunstschätze und menschliche Überreste bestimmen das Tagesgeschäft vieler europäischer und US-amerikanischer Sammlungen und Museen, und sie sind bitter nötig. Ebenso notwendig ist auch eine angemessene künstlerische Auseinandersetzung und die bietet das Theater Lübeck – nein, nicht eigentlich mit Darius Milhauds Oper ›Christophe Colomb‹ von 1928, sondern mit ihrer Inszenierung durch Milo Pablo Momm. […] Momms Inszenierung ist von vornherein kritisch bzw. ironisch gebrochen angelegt, wie der bewusst überdrehte Vortrag des Sprechers (Merthen Schroedter) unterstreicht […]. Die Farbigkeit ist stark reduziert, sowohl im Bühnenbild als auch in den Kostümen und so wirken die wenigen farbigen Gewänder, Requisiten oder auch während der Vorstellung auf die Kulissen gemalten Beschriftungen um so stärker. Das ist […] optisch bezwingend und lenkt die Konzentration auf die wesentlichen Aspekte. […]Der Chor (und Extrachor) des Lübecker Theaters hatte den wohl dankbarsten Part, da das Werk stark chorlastig ausgerichtet ist. […] Gesang und Ausdruck waren exakt und stark, was angesichts der intensiven und aufeinander abgestimmten Bewegungen große Herausforderungen an die Mitwirkenden stellte und die Musik mit einer fast filmischen Dynamik intensivierte. […]. Über eine ästhetisch höchst anspruchsvolle Bildproduktion hinaus schreit das Rot von der Bühne.« (DER OPERNFREUND)

»Den großen Chor (Einstudierung: Jan-Michael Krüger) lässt Regisseur Momm als schwarz gekleidete maskierte Masse agieren, was immer wieder für starke und teils verstörende Bilder sorgt, wofür auch die eindrucksvollen Kostüme von Sebastian Helminger sorgen.« (LÜBECKER NACHRICHTEN)

»Und der Chor, souverän geleitet von Jan-Michael Krüger, war auch eines der optisch wichtigsten Elemente für die Atmosphäre und für die teilweise verzaubernden Bilder. Ganz in schwarz […] trat der Chor in verschiedenen […] Choreographien auf. Sebastian Helminger hatte Chor und Ensemble mit den überzeugenden Kostümen ausgestattet. Es wogte und floss, schwappte durch Parketttüren hinein, wurde gebremst, aufgehalten oder beschleunigt. Wunderbare Bilder entstanden so auf der Bühne. […] Die Bühnenbilder sind in den Lübecker Operninszenierungen […] immer sehr wirkmächtig. Auch in Christophe Colomb sind Erika Hoppe wieder großartige Bilder gelungen. […] Und das Ende war ebenso bombastisch. Christophe Colombe als gekreuzigter Fast-Jesus Christus, hochgezogen hinter Chor und Solisten.« (OFFENER KANAL LÜBECK).